Flugzeugabstürze machen wegen ihrer hohen Opferzahlen immer wieder Schlagzeilen – so etwa der Absturz einer Avro RJ 85 der südamerikanischen Fluggesellschaft LaMia Bolivia, der am 28. November 2016 eine komplette Fußballmannschaft auslöschte. Spektakuläre Unglücke wie dieses legen nahe, dass das Fliegen eine ziemliche gefährliche Art des Reisens ist. Die nackten Zahlen zeichnen jedoch ein anderes Bild.
Weniger Flugzeugabstürze im Jahr 2016
Weltweit beförderte die Passagierluftfahrt im vergangenen Jahr 3, 7 Milliarden Passagiere. Laut den Statistiken des Aviation Safety Networks (ASN) war der Flugzeugabsturz der Avro RJ 85 einer von 19 tödlichen Flugzeugunglücken weltweit war. Dabei kamen 325 Menschen ums Leben. 288 starben durch Flugzeugabstürze mit Passagierflügen, 37 beim Absturz von Frachtmaschinen, Löschflugzeugen und Forschungsflugzeugen. 2015 waren diese Zahlen mit 265 Toten bei 16 Abstürzen noch niedriger.
Der Sicherheitsstandard in der Luftfahrt ist weiter gestiegen
ASN-Präsident Harro Ranter sieht den Grund für weniger Flugzeugabstürze im steigenden Sicherheitsstandard in der Luftfahrt: „Seit 1997 ist die durchschnittliche Anzahl von Unfällen mit Passagierflugzeugen ständig und durchgehend gesunken. Das ist überwiegend der an der Flugsicherheit orientierten Arbeit von internationalen Luftfahrtorganisationen wie ICAO, IATA, der Flight Safety Foundation sowie der Luftfahrtindustrie zu verdanken.“
Die 19 Flugzeugabstürze des vergangenen Jahres betrafen nur zwei Unglücke europäische Fluglinien. Am 8. Januar stürzte ein kleiner Verkehrsjet vom Typ Canadair Regional Jet der „West Air Sweden“ über Nordschweden ab. Es gab zwei Tote. Das zweite Unfall ereignete sich am 24. Oktober 2016 nahe dem maltesischen Flughafen Luqa, als eine Swearingen SA227 der CAE Aviation verunglückte. Dieser Unfall kostete fünf Menschen das Leben.
Ein Grenzfall ist der Flugzeugabsturz eines Airbus A321 der EgyptAir über dem Mittelmeer mit 66 Todesopfern, der möglicherweise auf einen Terroranschlag zurückgeht. Im am dichtesten beflogenen Luftraum der Welt, dem über den USA, kam es 2016 zu drei Abstürzen mit insgesamt 5 Todesopfern.
Die meisten Flugzeugabstürze ereigneten sich auch 2016 in Regionen mit allgemein geringem Sicherheitsstandard, schlechter Pilotenausbildung und mangelbehafteter Flugsicherung, also in Afrika, Südamerika, Teilen von Asien und der ehemaligen Sowjetunion. Allerdings hat sich der Standard der russischen Zivilluftfahrt in den letzten Jahren wieder deutlich verbessert. Die Zahl der Flugzeugabstürze enthält auch zwei mögliche Fälle von Terrorismus, nämlich der über dem Mittelmeer verunglückte Airbus der EgyptAir und der beim Start im somalischen Mogadischu abgestürzte A321, der ebenfalls der EgyptAir gehörte.
Weil sie zur russischen Luftwaffe gehörte, taucht die jüngst über dem Schwarzen Meer verunglückte Tu 154 nicht in der Statistik der Flugzeugabstürze auf. Als Unglücksursache gehen die russischen Behörden entweder von technischem Versagen oder Pilotenfehler aus.
Der Grund für Flugzeugabstürze in Kolumbien ist kriminelle Fahrlässigkeit
Hinter dem Avro-Absturz vom 28. November 2016 in Kolumbien stand sogar mehr als ein Pilotenfehler. Die Ursache dort war grobe Fahrlässigkeit, denn die Maschine war von vornherein mit zu wenig Sprit an Bord gestartet, weil der selbst am Steuer sitzende Airline-Chef Geld sparen wollte und die Treibstoffmenge extrem knapp kalkuliert hatte.
Zudem war er verspätet aufgebrochen und meinte, er käme ohne die eigentlich notwendige Zwischenlandung zum Ziel. Dabei lag der Zielflughafen am äußersten Ende der Reichweite der Avro RJ 85. Als das Flugzeug dann in schlechtes Wetter geriet und vor der Landung in Medellin Warteschleifen fliegen musste, ging an Bord der Sprit aus. Die Maschine prallte mit ausgefallenen Triebwerken gegen einen Berg. Mittlerweile haben die Behörden in Bolivien der Fluglinie LaMia die Lizenz entzogen, gegen die Verantwortlichen der Airline wird ermittelt.
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