Zu Jahresbeginn präsentierte Airbus ein neues Mitglied seiner Flugzeugfamilie der Öffentlichkeit. Am 31. Januar 2017 startete der erste Airbus A321LR vom Airbus-Werksflugplatz in Hamburg-Finkenwerder zu seinem Erstflug.
Das jüngste Mitglied der Airbus A321-Famile
Die A321LR ist der jüngste Angehörige der Familie von Mittelstrecken-Jets, die Airbus produziert. Grundmodell ist jeweils der Airbus A321neo. Die Abkürzung LR steht für ‚long range‘ oder Langstrecke. Der A321LR bietet je nach Bestuhlung Platz für 206 bis 240 Passagiere. Äußerlich ist die neue Version von einer Standard-A321 nicht zu unterscheiden.
Neu sind jedoch die zusätzlichen Treibstofftanks, die im Unterrumpfbereich installiert werden können. Platz ist für bis zu drei Tanks, die zusammen mit den regulären Tanks für 32 943 Liter Sprit Platz bieten. Damit fliegt eine entsprechend ausgerüstete A321LR gut 7 840 Kilometer weit. Gegenüber einer handelsüblichen A321 erhöht sich die Reichweite um bis zu 556 Kilometer.
A321LR absolviert Testflugprogramm
Der Prototyp D-AVZO absolviert zur Zeit sein 100 Flugstunden umfassendes Testflugprogramm, um in Europa und in den USA für den Luftverkehr zugelassen zu werden. Seine transatlantische Reichweite zeigte der Airbus A321LR, als er am 14. Februar 2018 vom Pariser Flughafen Le Bourget aus zu einer Atlantiküberquerung aufbrach. Nach acht Stunden und 44 Minuten Flug landete die Maschine sicher auf dem New Yorker John-F-Kennedy-Flughafen. Einen weiteren Meilenstein des Testflugprogramms bildeten die ab Ende März stattfindenden Hitzetests in Sharjah am Persischen Golf.
Bei Tests in tropischen Gefilden werden die Flugeigenschaften sowie das Leistungsvermögen von Triebwerken, Stromgeneratoren und Klimaanlage unter Bedingungen extremer Hitze überprüft. Bei hohen Temperaturen ist der Auftrieb geringer. Daher müssen Flugzeuge mit höheren Geschwindigkeiten starten und landen.
Das wiederum führt dazu, dass die Triebwerke länger in verschleißintensiveren Leistungsbereichen arbeiten müssen. Auch die Belastung von Fahrwerk und Bremsen ist höher. Gleiches gilt für die Klimaanlage. Sie muss nicht nur die Temperaturen am Boden im erträglichen Bereich halten, sondern auch die noch extremeren Unterschiede zwischen Wüstensonne und den Temperaturen um die 55 Grad unter Null auf der Reiseflughöhe von 10 000 Metern ausgleichen.
Der Airbus A321LR ist ein Langstreckenjet für Billigfluggesellschaften
Mit seiner Reichweite von über 7 000 Kilometern kann der Airliner von Europa aus Reiseziele an der US-amerikanischen Ostküste oder am Persischen Golf erreichen, oder aber vom fernöstlichen Großflughafen Singapur die australische Metropole Sydney ebenso wie die Zentren Südostasien. Auch direkte Flugverbindungen zwischen Malaysia und Japan sind möglich.
Airbus zielt mit diesem Flugzeug auf das Marktsegment der Billigfluggesellschaften, die transkontinentale oder transatlantische Flüge anbieten, dabei aber Strecken bedienen, auf denen sich große Flugzeuge nicht lohnen. Sie würden die kleineren Flughäfen der zweiten Reihe miteinander verbinden, auf denen die Landegebühren niedriger sind als auf den großen Flughäfen wie Frankfurt, München oder Heathrow.
Zudem hat die geringere Sitzplatzkapazität des Airbus A321LR auch den Vorteil, dass die Airlines nicht gezwungen sind, ihre Maschinen durch Umsteige-Passagiere zu füllen und so rentabel zu machen. Für das Flugzeug gibt es zur Zeit außer der Boeing 757 keine direkte Konkurrenz. Allerdings hat Boeing die Produktion dieses Typs bereits 2004 eingestellt.
Erstkunden für die A321LR
Für die erstmals 2016 vorgestellte A321LR hat Airbus bereits etwas über 100 Bestellungen. Außerdem untersucht der Flugzeugbauer auch eine Luxus-Langstreckenausführung mit reiner Business-Class-Kabine, in der rund 100 Passagiere Platz finden würden. Zu den ersten Kunden zählte Norwegian Airlines, die 30 Flugzeuge bestellten. Mittlerweile haben sich auch TAP Portugal, Primera Air, Aer Lingus und Air Astana für die Airbus A321LR entschieden.
Bildnachweis:©Titelbild: Fotos und Illustration: Airbus