Seit Mitte der Siebziger Jahre bilden die Transporthubschrauber vom Typ Sikorsky CH-53G einen wichtigen Bestandteil der militärischen Transportfliegerei in der Bundeswehr. Ursprünglich an die Heeresflieger geliefert, gehören die Hubschrauber seit der so genannten „Neuausrichtung“ der Bundeswehr im Jahre 2010 zur Luftwaffe. An den Aufgaben der CH 53 hat sich jedoch wenig geändert.
Die CH 53 in der Bundeswehr
Die Bundeswehr erhielt zwischen 1971 und 1975 insgesamt 112 Maschinen und rüstete drei Heeresfliegerregimenter mit ihnen aus. Zwei Hubschrauber wurden von Sikorsky geliefert, die restlichen 110 produzierten VFW-Fokker, Messerschmitt-Bölkow-Blohm und Dornier in Lizenz, wobei die Endmontage im damaligen VFW-Fokker-Werk in Speyer stattfand.
Die Hubschrauber dienten zunächst primär als Truppentransporter und zum Verlegen leichter Fahrzeuge. Eine CH-53 kann außerdem bis zu zwei Luftlandepanzer vom Typ Wiesel befördern. Außerdem können die Hubschrauber mit einem Umrüstsatz für den Verwundetentransport hergerichtet werden. Gegenwärtig verfügt die Bundeswehr noch über 72 Maschinen dieses Typs. Die Flotte stand immer wieder wegen Wartungsproblemen und fehlenden Ersatzteilen am Boden. Einzelne Lose wurden nachgerüstet, sodass heute neben der Ursprungsvariante CH-53G noch drei weitere Unterversionen mit zum Teil unterschiedlichen Ausrüstungsständen und Aufgaben im Einsatz sind. Die Umrüstung auf die Version GA soll die Lebensdauer der Flotte verlängern. Die Versionen GS und GE entstanden durch Modifikationen für die verschiedenen Auslandseinsätze.
Die CH 53 GS verfügt über MG-Bewaffnung, Kevlar-Schutzpanzerung, ein elektronisches System zur Identifizierung und Abwehr von Flugabwehrgeschossen, Radarwarner, GPS, externere Treibstofftanks, Rotorblätter aus Titan und Staubfilter vor den Triebwerken. Die Einrüstung der sensorgestützten Landehilfe in die Versionen GS und GE sowie größerer Instandhaltung befanden sich auch hier durchschnittlich ein Drittel der Luftfahrzeuge bei der Industrie bzw. in der Depotinstandsetzung.
Von der Sikorsky CH-53GE existieren sechs Maschinen, die speziell für bewaffnete Rettungseinsätze und den Einsatz von Sondereinsatzkräften modifiziert wurden. 26 Maschinen beider Varianten erhielten einen missionstaktischen Arbeitsplatz für den Bediener zusätzlicher Elektronik und Kommunikationsausrüstung. Zur Zeit scheint die Bundeswehr weiterhin entschlossen, die CH-53 Hubschrauberflotte schrittweise auf 66 Maschinen zu reduzieren.
Ziele des Umrüstungsprogramms
Allerdings ist die Umrüstung auf den GA-Standard bisher die weitgehendste Umrüstung. Im März 2017 begann Eurocopter mit der Modernisierung von 23 Maschinen, um deren Lebensdauer bis 2030 zu verlängern. Außerdem sollen auch die GS- und GE-Maschinen in gleicher Weise nachgerüstet werden.
Zum Programm gehört die Aufarbeitung der Luftfahrzeugzelle. Damit erhöht sich die Lebensdauer von 6.000 auf 10.000 Flugstunden. Die gesamte Verkabelung wird ausgetauscht. Hinzu kommen verschlüsselungsfähige Funkgeräte, Satellitenkommunikation, ein mit Infrarot arbeitendes Allwetter-Sichtsystem (FLIR), ein Hinderniswarnsystem, 4-Achsen-Autopilot mit automatischer Start/Lande- und Schwebeflugfähigkeit, Navigation und Instrumentenflug im internationalen Luftraum, Zusatztanks in der Kabine sowie Selbstschutzausstattung (EloKa) wie bei der Variante CH-53GS. Nach ihrer Musterzulassung bezeichnet die Bundeswehr die umgerüsteten Maschinen als CH-53GA (German Advanced). Die erste GA flog bereits am 10. Februar 2010 bei Eurocopter in Donauwörth.
Entwicklungsgeschichte und Nachfolgemuster des CH 53
Die CH-53 entstand ursprünglich als mittelschwerer Transporthubschrauber für das US-Marinecorps. Er beruht auf dem Kranhubschrauber CH-54 „Tarhe“, der anstelle des Frachtraums Fracht am Kranhaken oder verschiedene Nutzlastmodule tragen konnte. Die ersten CH-53A „Sea Stallion“ wurden 1967 ausgeliefert und kamen von Bord US-amerikanischer Hubschrauberträger zum Einsatz. Es folgten weitere Varianten, so der Minenräum-Hubschrauber RH-53 für die US Navy, die HH-53C für bewaffnete Such- und Rettungseinsätze für die U.S. Air Force und die verbesserte CH-53D wiederum für das US-Marinekorps. Die deutsche CH-53G basiert auf der D-Version.
Weitere Exportkunden für den Hubschrauber waren Israel, Japan, der Iran und Österreich. Inzwischen fliegen bei den US-Streitkräften bereits Nachfolgemuster. Das Marinecorps stieg auf die dreimotorige CH-53E um. Die US Navy ersetzte ihre Minenräumhubschrauber durch die RH-53E, während die U.S. Force ihre HH-53 zunächst mehrfach modernisierte und dann durch Kipprotorflugzeuge vom Typ V-22 „Osprey“ ersetzte.
Das Marinecorps hat sich für die umfassend verbesserte CH-53K mit Zwei-Mann-Cockpit und digitaler Avionik entschieden, deren Prototyp am 27. Oktober 2015 erstmals flog. Die US Marines wollen 227 Maschinen der CH 53 beschaffen und 2019 über eine erste einsatzbereite CH-53K verfügen. Bis 2022 sollen alle bestellten Maschinen geliefert sein. Das Marinekorps will acht Einsatzstaffeln, eine Ausbildungs- und eine Reservestaffel mit dem neuen Transporthubschrauber ausrüsten.
Israel hat eine Absichtserklärung zum Kauf von CH-53K-Maschinen abgegeben. Auch Deutschland interessiert sich für die Hubschrauber. Die Bundesregierung richtete im Mai 2016 eine offizielle Anfrage zum Kauf von 41 Maschinen an die USA. Die Anfrage bezieht sich hauptsächlich auf die Verfügbarkeit und auf die Preisgestaltung. Das Verteidigungsministerium sieht zwar Bedarf für einen neuen Schweren Transporthubschrauber, hat sich aber noch nicht auf ein bestimmtes Muster festgelegt. Zur Wahl steht auch die CH-47 „Chinook“ von Boeing, die unter anderem bei U.S. Army fliegt.
Der neue „Schwere Transporthubschrauber“ (STH) soll eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen. Dazu gehören nicht nur die klassischen Aufgaben von militärischen Transporthubschraubern, also der Transport von eigenen Truppen und ihrem Material oder das Ausfliegen von Verletzten. Hinzu kommen die Unterstützung von Sondereinsatzkräften, das Evakuieren von Zivilisten, abgeschossenen Flugzeugbesatzungen oder versprengten Soldaten aus Kampf- oder Gefahrenzonen, sowie Befreiungs- und Rettungsaktionen für deutsche Staatsbürger im Ausland. Der STH müsste dann zumindest in einer oder mehreren Untervarianten über große Strecken verlegefähig sein, in der Luft betankt werden können, bei Nacht und schlechtem Wetter eigenständig navigieren können. Speziell für Sondereinsätze wäre auch eine Bewaffnung zum Selbstschutz und zur Unterstützung der Soldaten am Boden nötig.
Bildnachweis: © Bundeswehr – #1 Oliver Lang, #2 + Titelbild Lars Koch, #3 Falk Bärwald, #4 USMC via Wikimedia Commons.