Mit den klaren Vorstellungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump ist es ja so eine Sache. Erst wollte er einen Sonderermittler auf seine Mitbewerberin Hilary Clinton ansetzen, aber nach der Wahl war davon plötzlich keine Rede mehr. Aber wenigstens hat er sich über seine Konkurrentin immer wieder und mehr als deutlich geäußert. Über die Politik der USA in Weltraumfragen unter einem Präsidenten Donald Trump gibt es dagegen bisher nur wenige klare Aussagen.
Das Übergangsteam für die NASA besteht aus Wissenschaftlern, altgedienten Experten und Unternehmern
Während des Wahlkampfs spielte das Thema so gut wie keine Rolle. Inzwischen hat sich das geändert. Mittlerweile hat Trump ein ‚landing team‘ für die US-Weltraumbehörde NASA zusammengestellt. Traditionsgemäß formiert ein neuer Präsident der USA für jedes Ministerium und für jede große Behörde ein Übergangsteam oder eben ‚landing team‘, das den Wechsel von der Vorgängerregierung zur neuen Regierung koordiniert und auch die freiwerdenden Stellen von politischen Beamten neu besetzt. Bei der NASA wären das der NASA-Direktor selbst, aber auch die erweiterte Führungsspitze des Hauses. Auch die Gruppe, die ihn bei der Übernahme der Amtsgeschäfte berät, hat mehrere Mitglieder mit beruflichem Bezug zur Raumfahrt bekommen.
Leiter des NASA-Übergangsteams ist Mark Albrecht, der Präsident George Bush senior während dessen Amtszeit in Weltraumfragen beraten hat. Weitere Mitglieder sind Jack Bruns, Professor für Astrophysik und Vizepräsident der American Astronomical Society, Sandra Magnus, eine Materialwissenschaftlerin und Geschäftsführende Direktorin des American Institute for Aeronautics and Astronautics sowie Rodney Liesveld, der vorher als Politikberater für die NASA gearbeitet hat.
In Trumps eigenem Beraterkreis sitzen Elon Musk und Jeff Bezos. Musk führt das kommerzielle Raumfahrt-Unternehmen SpaceX; Bezos, der den Online-Versender Amazon gegründet hat, ist Gründer des Raumfahrt-Unternehmens Blue Origin. Trump setzt hier offensichtlich auf eine Kombination von gewachsener Erfahrung und privatem Unternehmergeist.
Mehr bemannte Raumfahrt-Unternehmen und mehr echte Weltraumforschung
Auch inhaltlich ist die Richtung mittlerweile deutlich klarer. Unter Präsident Trump soll sich die NASA verstärkt auf die Weltraumforschung konzentrieren, also auf die bemannte Raumfahrt, Missionen zu Mond und Mars sowie die Erkundung des äußeren Sonnensystems. Dagegen soll die Erforschung der Erde selbst, etwa Klima- und Umweltforschung, von anderen Behörden übernommen werden. „Die Erkundung des Sonnensystems durch Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts sollte Ziel und Auftrag der NASA sein“, schrieben Robert S. Walker und Peter Navarro in einem Beitrag für das Online-Magazin Space.com. Walker ist ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses des Repräsentantenhauses und formulierte Donald Trumps Weltraum-Politik. Peter Navarro ist Wirtschaftswissenschafter und Politikberater. Das Ziel soll sein, mehr Mittel für die Erforschung des Weltraums durch bemannte Raumflüge freizumachen.
Die Erforschung der Erde, des irdischen Ökosystems und ihres Klimas würde die dem Handelsministerium unterstehende National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA) übernehmen. Die NOAA betreibt die amerikanischen Wettersatelliten und eine eigene Flotte von Forschungsflugzeugen und Schiffen, unterhält den nationalen Wetterdienst, sammelt Wetterdaten. Außerdem versorgt die Behörde die Öffentlichkeit mit Wettervorhersagen und Karten. Die NOAA erforscht aber auch die Ozeane. Sie wäre also durchaus geeignet, auch die NASA-Satelliten zur Erderkundung zu betreiben und die entsprechende Organisation und Infrastruktur zu übernehmen. Allerdings müsste dann das NOAA-Budget erhöht werden.
Trump will das National Space Council wieder einberufen, das der frühere Präsident George H. W. Bush geschaffen hatte, um eine nationale Weltraumpolitik zu formulieren. Dessen Nachfolger Bill Clinton hatte es 1993 aufgelöst.
In der bemannten Raumfahrt sollen die schon unter Präsident Obama eingeführten ‚public-private partnerships‘ fortgesetzt und wohl auch ausgebaut werden. Das gilt speziell für das Commercial Crew and Cargo Program der NASA, das Unternehmen wie SpaceX oder Blue Origin damit beauftragt, die Versorgung der Internationalen Raumstation ISS mit Austauschbesatzungen und Fracht durchzuführen. Bislang übernimmt jedoch die russische Raumfahrtagentur den Löwenanteil der Versorgungsflüge. Die Konstruktionen der amerikanischen Anbieter sind noch nicht hinreichend betriebssicher, und ein nationales amerikanisches Raumtransportsystem existiert bisher auch nicht.
„Orion“ – ein neues Raumschiff für die NASA ?
Zur Zeit arbeitet die NASA am Orion-Raumschiff, einer stark modernisierte Variante der Apollo-Raumschiffe aus den Sechziger Jahren. An „Orion“ ist auch die europäische Raumfahrtagentur ESA beteiligt, die das Versorgungsmodul liefert. Die Orion-Schiffe sollen dann von einer neuen Trägerraketen-Generation ins All getragen werden, dem Space Launch System, an dem die traditionellen Luft- und Raumfahrtkonzerne arbeiten. Daneben arbeiten SpaceX und Blue Origin an eigenen großen Raketen. Welches Trägersystem hier das Rennen macht, ist offen. Es könnte sein, dass die Konkurrenz das Geschäft belebt und die NASA tatsächlich den besten und vor allem günstigsten Anbieter auswählt. Realistischer ist aber eine Beschaffung, die alle Anbieter irgendwie berücksichtigt, in möglichst vielen US-Bundesstaaten für Jobs sorgt und dann zu einem überteuerten, fehlerbehafteten und verspätet angelieferten Produkt führt. Oder zu einem kompletten Reinfall wie dem gescheiterten Space Shuttle-Nachfolger X-33 Venture Star. Die X-33 sollte in den Neunziger Jahren Space Shuttles ersetzen. Das Ziel war eine einstufige Fähre, die von einer Startrampe abheben und wie ein Flugzeug wieder landen sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte die NASA eine Menge Zukunftstechnologien wie Verbundwerkstoffe und ein neuartiges Triebwerk eingeplant. Aber die Kosten gerieten außer Kontrolle, und speziell die Treibstofftanks aus Verbundwerkstoffen fielen immer wieder bei Belastungstests durch. Am Ende stellte man das prestigeträchtige Programm sang- und klanglos ein.
Zum Glück sind die Ziele bei der Orion nicht so ehrgeizig. Die NASA macht hier, was sie seit Jahrzehnten hätte tun können – sie setzt auf die Weiterentwicklung bewährter Technologien. Unter Präsident Obama sollte die Orion-Kapsel bis zum Mars fliegen, aber Trump wird wohl als erstes Ziel den Mond ansteuern lassen.
Die alte Frage: Reicht das Geld?
Allerdings ist keineswegs gesichert, dass die NASA tatsächlich wieder Astronauten hinaus ins All schickt. Seit dem Bau der Internationalen Raumstation ISS haben amerikanische Präsidenten immer wieder bemannte Raumflüge über den niedrigen Erdorbit hinaus angekündigt. Aber die NASA bekam nie die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt. Wenn gespart werden musste, dann primär bei internationalen Kooperationen, die weniger glamourös waren als die ISS. So strich George W. Bush den deutsch-amerikanischen Rettungsgleiter X-38, der im Notfall Astronauten von der ISS wieder auf die Erde bringen sollte. Diese Aufgabe übernehmen bis heute die bewährten russischen Sojus-Kapseln. Die deutsche Seite hatte umsonst gearbeitet, aber den Amerikanern wichtige Technologien wie etwa einen neuen Hitzeschild geliefert.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Orion-Programm mit seinem europäischen Nutzlastmodul dasselbe Schicksal trifft. Denn die Prioritäten des neuen Präsidenten Donald Trump liegen definitiv nicht in der Raumfahrt.
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