Die zahlreichen Unfälle, die sich beinahe in regelmäßigen Abständen in Nepal ereignen, machen die Luftfahrt des Landes zu einer der gefährlichsten der Welt. Der jüngste Vorfall war das Flugunglück einer nepalesischen ATR 72 der Yeti Airlines, wenige Tage nachdem der internationale Flughafen eröffnet wurde, und alle 72 Passagiere an Bord sind bestätigt worden.
Der Absturz der ATR 72 hat Geschichte
Die Unfalluntersuchung ist im Gange und Flugdatenrekorder und Cockpit-Stimmenrekorder wurden aus dem Wrack geborgen, um Aufschluss über den Grund des Absturzes zu geben. Yeti Airlines hat nach dem Vorfall bereits den dritten tödlichen Unfall zu verzeichnen. 2008 ereignete sich ein Flugunglück mit einem Twin Otter. Er befand sich im Endanflug auf Lukla ab und 2006 misslang in Jumla ein Flug.
900 Tote bei 96 Flugunfällen in Nepal
Es ist das schlimmste Flugunglück in Nepal seit den letzten 30 Jahren. Der drittschwerste Crash forderte 72 Opfer. Nur zwei Airbus-Abstürze im Jahr 1992 in Kathmandu hatten mehr Todesopfer mit 167 und 113. Seit 1955 forderten 96 Flugunfälle in Nepal annähernd 900 Menschenleben.
Flugverbot in der EU für die nepalesischen Yeti Airlines
Seit 2013 sind nepalesische Fluggesellschaften auf den Flugverbotslisten der Europäischen Union. Dies folgte auf eine Reihe von Unfällen zwischen 2008 und 2012, bei denen im Durchschnitt jährlich zwei Abstürze stattfanden, oft mit tödlichem Ende. Als Folge wurde das Flugverbot der EU letztendlich verabschiedet. In der Realität hatten die Auswirkungen jedoch wenig Auswirkungen: Unter allen Fluggesellschaften des Landes betrieben nur Nepal Airlines Strecken nach Europa, einschließlich London, Paris, Frankfurt, Amsterdam und Wien.
Die Europäische Kommission betrachtete 2020 eine Pressemitteilung, welche das Aufheben des Flugverbots für nepalesische Fluggesellschaften vorschlug. Die Sicherheitsstandards des Landes werden durch die Ergebnisse des Audits von der internationalen Zivilluftorganisation ICAO bestätigt, die Organisation und Untersuchung von Flugunfällen entspricht fast den deutschen Standards. Allerdings weisen die Luftfahrtaktivitäten Nepals immer noch eine unterdurchschnittliche Sicherheit auf.
CFIT: kontrollierter Flug im Gelände ist Ursache der meisten Unfälle in Nepal
Die nepalesische Luftfahrtbehörde hat in einer Sicherheitsstudie ermittelt, dass das Wetter und die Topografie des Landes schwierige Bedingungen für das Fliegen darstellen. Die Geländehöhen reichen von 200 bis zu 29.000 Fuß. Immerhin haben von den 14 höchsten Berge der Welt acht ihre Heimat in dieser Region. Piloten müssen sorgfältig navigieren, um Zusammenstöße mit dem bergigen Gelände zu vermeiden. Kontrollierter Flug in das Gelände (CFIT) ist für drei Viertel aller Unfälle in Nepal verantwortlich. Auch bei Anflügen auf abgelegenen Plätzen müssen die Piloten Sichtflugbedingungen erfüllen.
Der Tenzing-Hillary-Flugplatz
Der Tenzing-Hillary-Airport in Lukla befindet sich auf einer Höhe von 9337 Fuß und ist nur in eine Richtung und ausschließlich im reinen Sichtflug erreichbar. Die Entscheidung zur Landung muss rechtzeitig getroffen werden, da ein Durchstarten auf der lediglich 527 Meter langen und 12 Prozent geneigten Rollbahn unmöglich ist. Der Tenzing-Hillary-Airport trägt den unrühmlichen Titel des „gefährlichsten Airports des Landes“.
Wetter und Topographie sind herausfordernd
Bei der Yeti Airlines kam es kürzlich zu einem Absturz, wobei die Wetterbedingungen optimal waren, was anhand von Videoaufnahmen bestätigt wurde. Experten weisen auf den relativ niedrigen Piloten-Trainingsstandard, sowie mangelnde Wartungsstandards in Nepal hin, die möglicherweise eine Rolle bei dem Unfall gespielt haben. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wurde ein Team des Flugzeugherstellers ATR in das Land entsandt.