Vartan Aviation Group: 20 Jahre Product Support aus Hamburg

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In der deutschen Industrie gibt es viele „Hidden Champions“ – mittelständische Unternehmen, die in ihrer Branche weltweit agieren und einen hervorragenden Ruf besitzen, aber außerhalb der Branche kaum bekannt sind. Die in Hamburg-Finkenwerder beheimatete Vartan Aviation Group ist einer dieser „Hidden Champions“. Das Unternehmen kann sich dieses Jahr über sein 20jähriges Bestehen freuen.

Vartan Aviation Group: Product support für die Kabinenhersteller

Gegründet 1997 in Hamburg, besetzt es eine wichtige Schnittstelle in der Luftfahrtindustrie. Es betreut im Auftrag namhafter Zulieferer die Integration von Kabinen, Aerostruktur-Bauteilen und anderen Komponenten ins im Bau befindliche Flugzeug.

Vartan-Mitarbeiter achten darauf, dass deren Produkte in einwandfreiem Zustand eingebaut werden. „Wir machen product support für die Kabinenhersteller“, sagt Henk Fischer, Group Director der Vartan Aviation Group. Hinzu kommen weitere Geschäftsbereiche. Die Vartan Group führt Wartungsarbeiten aus und unterstützt Zulieferer bei Auftragsspitzen in der Endfertigung.

Vartan Aviation Group: Arbeit direkt an der Montagelinie

Vartans Arbeitsbereich ist der so genannte ‚line fit‘, also die Erstausrüstung der Neuflugzeuge. „In der Endmontage entstehen manchmal Beschädigungen“, erläutert Henk Fischer, „es werden Teile falsch zugeordnet oder beim Einbau beschädigt, sodass dort nachgearbeitet werden muss.“

Weltweit präsent: Die Standorte der Vartan Aviation Group.

Weltweit präsent: Die Standorte der Vartan Aviation Group.

Die Vartan Aviation Group unterstützt die Kabinenhersteller bei Anlieferung und Integration ihrer Produkte an den Produktionslinien von Airbus, Boeing, Bombardier, Embraer und dem chinesischen Hersteller Comac. „Wir arbeiten direkt im Airbus- oder Boeing-Umfeld und sind mit unseren Mechanikern vor Ort“ so Fischer.

Vartan hat 410 Mitarbeiter, davon 350 im operativen Geschäft. Es ist weltweit an elf Standorten präsent. In der letzten Zeit wurden neue Niederlassungen in Shanghai, in Melbourne/Florida und in Toronto eröffnet.

Die Vartan Aviation Group arbeitet für Zulieferer im Bereich Kabine, Aerostruktur und Flugzeugsysteme, beispielsweise Diehl und Recaro, aber auch französische Unternehmen wie Thales oder Latecoere.

Vartan Aviation Group: Eine deutsch-türkische Erfolgsgeschichte

Gegründet wurde das Unternehmen 1997 in Hamburg von Herant Vartan.

Vartan kam als Zwölfjähriger mit seiner Familie nach Deutschland. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Heizungs- und Klimatechniker. Als sein Arbeitgeber ihn zur Reparatur zur Klimaanlage zu Lufthansa Technik schickte, war er von der Arbeit der Triebwerksmechaniker so fasziniert, dass er eine Umschulung machte Vartan. Dann ging er zu Lufthansa Technik, arbeitete dort als Kabinenmechaniker und blieb dort 15 Jahre.

Danach wechselte Vartan zum Bordküchen-Hersteller Mühlenberg GmbH. Dort erhielt er den Auftrag, sich um den Einbau von Mühlenberg-Küchen in Airliner von Airbus am Standort Toulouse zu kümmern. Nach zwei Jahren bei Mühlenberg ging Vartan den Schritt ins freie Unternehmertum. „Er hat sich 1997 selbständig gemacht mit einem Werkzeugkoffer, einer guten Einstellung und einem guten ’spirit’“, erinnert sich Henk Fischer.

Henk Fischer ist heute Group Director von Vartan.

Henk Fischer ist heute Group Director von Vartan.

Mit Engagement geht Vartan auf Wachstumskurs

Vartan nutzte seinen Erfahrungsschatz und stellte sein Unternehmen in genau dem Bereich auf, den er vorher als Angestellter genau kennen gelernt hatte. Die Vartan Aviation Group betreute in den ersten Jahren vier namhafte Kabinenhersteller an der Endlinie von Airbus in Hamburg-Finkenwerder, die sich selbst nicht vor Ort um die Kabinenintegration kümmern wollten. Herant Vartan packte selbst mit an. „Er hat dann dafür gesorgt, dass die Produkte bei Airbus gut ankamen“, sagt Henk Fischer. Mittlerweile hat sich Herant Vartan aus dem Unternehmen zurückgezogen und widmet sich anderen Aufgaben. Heute ist sein Sohn Chris Vartan der CEO des Unternehmens.

2007 eröffnete Vartan seine Niederlassung in Toulouse. Seitdem kam fast jedes Jahr ein neuer Standort hinzu. 2008 folgte die chinesische Niederlassung in Taijin und die dortige Airbus A320-Fertigung. 2010 machte Vartan nach dem Sprung nach Osten den großen Sprung nach Westen zu Boeing in Seattle. „Ein Kunde, der Vartan von Airbus her kannte, hat uns dann auch mit dem Boeing-Job beauftragt“, so Henk Fischer. 2010 erweiterte Vartan seinen Hamburger Standort.

Vartan Aviation Group: Mechaniker an Galley in Maintenance Shop.

Vartan Aviation Group: Mechaniker an Galley in Maintenance Shop.

Die Vartan Aviation Group wuchs mit ihren Kunden und profitiert vom anhaltenden Boom in der weltweiten Luftverkehrswirtschaft. Inzwischen hat das Unternehmen an allen Airbus-Standorten Außenstellen, an der ATR-Fertigung in Toulouse und an der Fertigungsstraße in Montreal, auf der Bombardier seine C-Serie baut. Auch an der Produktionslinie für Bombardier Global VIP Jets in Montreal ist Vartan präsent. Boeing-Flugzeuge werden an den Standorten Renton und Everett im US-Staat Washington und in Charleston/South Carolina betreut. Für Embraer arbeitet Vartan gegenwärtig nicht in Brasilien, sondern im US-Werk des Unternehmens in Melbourne/Florida.

Gegenwart und Zukunft der Vartan Aviation Group

Die Vartan Aviation Group arbeitet an sehr unterschiedlichen Flugzeugtypen. Darunter sind kleinere Airbusse wie die A320, deren Fertigung in Hamburg, Toulouse, Tianjin und Mobile/Alabama unterstützt wird. Es gehören aber auch die großen Modelle A330, A350 und A380 dazu. Bei Boeing sind es Flugzeuge wie der Klassiker Boeing 737, die 767 und 777 sowie die neue 787 ‚Dreamliner‘. Bei der ATR handelt es sich um die gleichnamige Familie von Turboprop-Airlinern.

Vartan-Mitarbeiter bei der Arbeit an einem so genannten sharklet, einer Flügelendflosse zur Optimierung der Luftströmung.

Vartan-Mitarbeiter bei der Arbeit an einem so genannten sharklet, einer Flügelendflosse zur Optimierung der Luftströmung.

Jede Art der Kabinen-Überholung kann die Vartan Aviation Group durchführen. Dazu verfügt das Unternehmen über eigene Werkstätten unweit des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel und in Abu Dhabi am Persischen Golf.

In den nächsten Jahren will sich die Vartan Aviation Group nicht nur im Bereich Kabine weiter entwickeln. „Wir sehen einen Bedarf im Bereich Aerostruktur-Nacharbeiten“, sagt Henk Fischer. Weiteres Potential besteht, so Fischer, im Bereich Composit-Aerostruktur, da Verbundwerkstoffe in der Luftfahrtindustrie immer häufiger verwendet werden.


Bildnachweis:  © Vartan Aviation Group

Über den Autor

Mein Beruf ist das Schreiben; ich arbeite als freier Journalist, Texter und Buchautor. Das reicht für Leben und Modellbau, also auch für das eigentliche Leben. Beruflich wie als Modellbauer interessiert mich die Luftfahrt, speziell die der großen Luftfahrtländer. Ich baue auch gerne mal etwas, das aus dem Rahmen fällt. Hauptantriebskräfte: Neugier, Kaffee und ein guter Witz.

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